09-04-2013
Ob Grippevirus, Meteorit, Klimaerwärmung, verunreinigte Nahrungsmittel, Atomwaffen in Diktatorenhänden, Inflationsangst oder Finanzkollaps: die Medien treiben beinahe täglich eine neue „Bedrohung“ durch die Panik-Maschinerie. Erinnern Sie sich an die Schweinegrippe? Experten warnten vor einer nie dagewesenen Pandemie. Es wurde Impfstoff für Millionen produziert, der später still und heimlich entsorgt wurde.
Sollte ich mich gegen Grippe impfen lassen oder nicht? Ist es sicherer, mit dem Auto oder mit dem Flugzeug zu reisen? Kann die Teilnahme an Krebs-Früherkennungs-Programmen mein Leben verlängern? Fragen wie diese stehen im Zentrum der Forschung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Gerd Gigerenzer, dem Direktor des Harding Center for Risk Literacy (Harding-Zentrum für Risikokompetenz).
Risiken abschätzen – richtige Entscheidungen treffen ist lernbar
Für Gerd Gigerenzer ist dies nur ein Beleg unseres irrationalen Umgangs mit Risiken. Dies gilt für Experten ebenso wie für Laien. An klaren Beispielen erläutert er, wie die Psychologie des Risikos funktioniert und was unsere „alten“ Hirnstrukturen damit zu tun haben. Risiken richtig einzuschätzen und gute Entscheidungen zu treffen, kann und sollte jeder lernen. Daran forscht Gigerenzer mit verblüffenden Ergebnissen. Sein Fazit: Schon Kinder können lernen, mit Risiken realistisch umzugehen – irrationale Panikmache zu erkennen und sich gegen Verharmlosung zu schützen.
„Sein Buch „Risiko“ ist darum auch ein Plädoyer für statistische und mathematische Aufklärung. Denn unsere Schulen entlassen die Jugendlichen mit Kenntnissen über die Unterschiede von „Faust I“ und „Faust II“, aber wie man eine Statistik über Brustkrebsrisiken interpretiert oder das Abzahlungsschema eines Kreditvertrages, das wissen selbst die meisten Erwachsenen nicht. Oder wissen Sie etwa, was es bedeutet, dass es morgen mit dreißigprozentiger Wahrscheinlichkeit wieder schneien wird?“ (FAZ)
Prof. Gerd Gigerenzer ist Direktor am Max-Planck-Institut, wo er den Bereich „Adaptives Verhalten und Kognition“ leitet, sowie Direktor des 2009 gegründeten Harding Zentrums für Risikokompetenz. Seine interdiziplinäre Forschung berührt die Ökonomie, Informatik, Psychologie, Mathematik und Biologie. Für seine Arbeit und seine Bücher wurde er weltweit mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2011 mit dem Communicator-Preis und dem Deutschen Psychologie-Preis. Seine populärwissenschaftlichen Bücher »Das Einmaleins der Skepsis« (2002) und »Bauchentscheidungen« (2007, ausgezeichnet als „Wissenschaftsbuch des Jahres“ wie als „Wirtschaftsbuch des Jahres“) sind internationale Bestseller!
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